Das offizielle Kunstmagazin für Kunstliebhaber

Thomas Baumgärtel - Der Bananensprayer

Der deutsche Künstler Thomas Baumgärtel, geboren 1960 in Rheinberg im Ruhrgebiet BRD, auch bekannt als der Bananensprayer, lebt und arbeitet zurzeit in Köln. Von 1985 bis 1990 studierte Thomas Baumgärtel freie Kunst an der Fachhochschule in Köln und absolvierte zwischen 1985 bis 1995 ein Studium in Psychologie und Kunsttherapie an der Universität in Köln.


1986 markierte er das erste Mal einen Kunstort mit seiner Spraybanane. Es ist sein inoffizielles Logo geworden und wer die Kunstszene kennt weiß, wer dahinter steckt. Schon seit über zwanzig Jahren signiert er Wände, die man in 4000 Kunstmuseen und Galerien zwischen Berlin, Basel, New York, London, Wien und weiteren wichtigen Städten, sehen kann.


Seine Übertriebenheit, die Banane überall an Wänden hinzusprühen brachte ihn ordnerweise Schadenersatzklagen und eine U-Haft in München ein. Als der Künstler vor 25 Jahren Zivildienst leistete, fand er eines Tages ein Kruzifix auf dem Boden. Seine Banane, die er zum Frühstück bekam, musste für eine Bananenkreuzigung hinhalten. Spontan nahm er die Bananenschale als Arme und das Fruchtfleisch als Körper. Das war dann seine gekreuzigte Banane. Seit daher beschäftig er sich mit der Banane, die ihn als Künstler und Bananensprayer bekannt machte.


Besucht man den Künstler in seinem Atelier, trifft man auf Bananenaufkleber, gekreuzigte Bananen, mit Acryl bemalte Bananen, Sprühbananen und von Hand geschnittene Schablonen seiner Bananenkollektion. Seine Werke beinhalten nicht nur die Banane, sondern umfassen auch Zeichnungen, Fotocollage, Druckgrafiken aber auch Übermalungen von Fotos, die er ab und zu auch übersprüht. Im Jahre 1996 wurde die Ateliergemeinschaft CAP Cologne gegründet, die mittlerweile schon über 50 internationale Künstler aufweist.


Mit vielen verschiedenen Ausstellungen und Projekten macht Thomas Baumgärtel immer wieder auf sich aufmerksam. Wie zum Beispiel: 1992 mit den 9 Spraybananen zur Documenta 9 in Kassel. 1998 machte er mit seiner Aktion zum 750-jährigen Jubiläum des Kölner Doms aufsehen, weil er mit einer vier Tonnen schweren Skulptur in Bananenform, den Eingang des Doms versperrte. Von 1995 an macht er Bananenpointillismus mit kleinen gesprühten Leinwandarbeiten. Seit 2004 arbeitet er an der Serie “Goldstücke“ 2008-2010 sprayte er im Zug für das Projekt "100 Bananen für das Ruhrgebiet".


Zurzeit plant Thomas Baumgärtel, das Brandenburger Tor mit einer Riesenbanane auszustatten. Jedoch hat er erst vor Kürze wieder einmal eine Absage erhalten, die er nicht so schlimm auffasst, da er meinte, er habe Zeit zu warten. Für Thomas Baumgärtel ist die Banane wie ein Test an die beschenkten Institutionen. Er meint: “So wie die Banane behandelt wird, so geht man mit der Kunst um”.


Kunst ist Banane: Thomas Baumgärtel und seine Werke

Als er Mitte der 80er Jahre eine knallgelbe gekrümmte Südfrucht neben den Eingang des Museums Ludwig sprüht, wird Thomas Baumgärtel dafür noch verhaftet. Heute ist der Kölner Künstler weltweit bekannt und "seine" Banane das begehrteste inoffizielle Gütesiegel der Kunstszene. Mehr als 4000 Galerien, Museen und andere, der Kunst verbundene, Orte in den Metropolen dieser Welt hat der "Bananensprayer" mittlerweile mit seinem Markenzeichen versehen – doch Baumgärtels Kunst beschränkt sich natürlich nicht auf die Banane.

Warum Bananen? Ein Kunstobjekt wird geboren

Kunst ist Banane, Thomas Baumgärtel

In seiner Eigenschaft als "Bananensprayer" gilt Thomas Baumgärtel als Streetart-Künstler, der sein fruchtiges Logo zu Beginn seiner Tätigkeit ohne Erlaubnis an öffentlichen Orten platzierte. Mittlerweile sind seine Bananen, die innerhalb der Kunstszene als das Qualitätssiegel gelten, jedoch so begehrt, dass der Künstler seine gesprayten Früchte sogar im Zuge von offiziell geplanten Aktionen anbringen kann – so etwa im Jahre 2010, wo Baumgärtel über 100 Kunstorte (darunter Bochum, Essen und Gelsenkirchen) im Ruhrgebiet mit seinem Logo verzierte. Auf diese Weise muss der Kölner auch nicht mehr fürchten, für seine Kunst von der Polizei belangt zu werden. Die Verbundenheit mit der Banane, die für Baumgärtel nichts weniger als die Freiheit der Kunst symbolisiert, geht auf eine Begebenheit während seines Zivildienstes in seiner Heimatstadt Rheinberg zurück, die Baumgärtel sein "Bananenerweckungserlebnis" nennt:

In dem katholischen Krankenhaus, in dem er zu jener Zeit arbeitet, findet er eines Tages ein Kruzifix auf dem Boden liegend. Einer spontanen Eingebung folgend, kreuzigt der Zivi Baumgärtel seine Frühstücksbanane, indem er die Schalen gleich Armen jeweils zur Seite ausbreitet und das Fruchtfleisch als Körper positioniert. In dieser Pose lässt er das Werk verwittern: Es ist die Geburt der Banane als Kunstobjekt.

„So wie die Galerien und Museen mit der Banane umgehen, gehen sie auch mit der Kunst um. Wer sie entfernen lässt, beweist nicht nur wenig Humor, sondern auch eingeschränkten Kunstverstand.“

Von Bananen, 'Neuen Wilden' und der BRD

Die Banane als Markenzeichen jedoch geht auf das Gedankengut und den Boom des Kunstmarktes während der 80er Jahre zurück als Baumgärtel Freie Kunst und Psychologie in Köln studiert und die "Neuen Wilden" mit ihrer subjektiven und lebensbejahenden Kunst die Szene auf den Kopf stellte. Zu jener Zeit, entwickelt der Sprayer, der heute selbst begeisterter Sammler moderner Kunst ist, seine eigene Strategie, um die Kunsthändler auf sich und sein Werk aufmerksam zu machen:

"Ich wusste nicht: Wie geht man mit Galerien um? Meine Herangehensweise war: Zack! Ich sprüh denen nachts eine Banane - und schau mal, wie sie drauf reagieren. So begann alles."

Bundesbananenadler, Thomas Baumgärtel

Doch den Bananensprayer verbindet nicht nur eine persönliche Erfolgsgeschichte mit seiner Lieblingsfrucht – sie ist für ihn auch Ausdruck seiner Heimat. Und das laut Baumgärtel im "Positiven wie im Negativen": Zum einen deute die Konnotation mit dem Ausdruck "Bananenrepublik", der seinerseits eine Lehnübersetzung der amerikanischen 'banana republic' ist, die Problematik von Korruption und desolater wirtschaftlich-moralischer Lage in der Bundesrepublik an, der man sich nicht verschließen dürfe. Auf der anderen Seite sei die Banane jedoch auch das Symbol für Wohlstand, Luxus und das Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg, da Bananen unter Adenauer zollfrei nach Deutschland exportiert werden durften (was europaweit einzigartig war) und in der BRD als absolutes Luxusgut und nach 1989 auch als Symbol der Wiedervereinigung mit der DDR galten.

Deutschlandbanane, Thomas Baumgärtel

Die Verbindung zwischen der gelben Südfrucht und der Bundesrepublik Deutschland hat Thomas Baumgärtel u.a. in seinem "Bundesbananenadler", den Sie bei uns auch hier online entdecken können, und mit der "Deutschlandbanane" in schwarz-rot-gold für alle Zeit festgehalten. In der Duisburger Karlsstraße 28 ist sogar ein ganzes Haus mit Baumgärtels Bananen verziert: Gemeinsam mit dem Malermeister Dieter Siegel-Pieper, der sie Vorarbeiten leistete, hat Baumgärtel hier sein sog. "Bananenhaus" gestaltet, das ein künstlerisches Unikat ist und Besucher aus dem gesamten Ruhrgebiet anzieht.

Jenseits der Südfrüchte: Nichtbananen-Kunst & Aktuelles

Natürlich bleibt ein Künstler, der immer nur ein Motiv malt, nicht lange im Fokus der Aufmerksamkeit. Doch Baumgärtel hat auch weitaus Ernsthafteres als seinen "Bananen-Pointilismus" zu bieten: In seiner "grauen Phase" beispielweise beschäftigt der Kölner Künstler sich über fotorealistische Arbeiten mit problematischen Themen wie dem KZ Buchenwald oder auch regionalen Motiven, die auf panoramaartigen Großformat-Leinwänden Szenen seiner Heimatstadt Köln, wie etwa das Schauspielhaus, die Kranhäuser am Rheinauhafen und den Dom zeigen.

Aktuelle museale Ausstellungen:

Völklinger Hütte bis November 2015 ("Urban Art 2015!)

Historisches Museum der Stadt Luxemburg bis zum 03. Januar 2016 ("Zeichen. Sprache ohne Worte")

Völklinger Hütte bis zum 03. April 2016 die Ausstellung "Schädel – Ikone. Mythos. Kult"

Trotz der anderen Ansätze in seinem Werk wird Thomas Baumgärtel im Volksmund wohl immer der "Bananensprayer" bleiben – ein Image, das er durch großangelegte Aktionen auch immer wieder erneuert. So versperrt er anlässlich der 750-Jahres-Feier des Kölner Doms 1998 beispielsweise den Eingang zu dem altehrwürdigen Sakralbau mit einer Bananenskulptur von vier Tonnen Gewicht. Mit dem Berliner Senat verhandelt er außerdem seit gut zwölf Jahren über die Erlaubnis, das Innere des Brandenburger Tors mit einer Banane ausfüllen zu dürfen.

„Man kann die ganze Welt auch mit einer Banane darstellen.“ (T. Baumgärtel)