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Damien Hirst @ Tate Modern

Als im April diesen Jahres in der Tate Gallery of Modern Art eine große Ausstellung mit Werken von Damien Hirst eröffnet wurde, war das eine Sensation. Mehr als 70 Werke des wohl umstrittendsten britischen Künstlers, den Kritiker nicht einmal für einen Künstler gelten lassen wollen, waren in der phantastischen Tate Modern, einem ehemaligen Kraftwerk in London zu sehen. Und das Interesse des Publikums an Hirst war von Anfang an riesig. Schließlich ist der Mann ein begnadeter Künstler für die Einen und ein Provokateur für die Anderen.
Gleichgültig lassen die Arbeiten von Damien Hirst wohl niemanden. Und so setzte der Run ein, auf den riesigen Haifisch in seinem Tank voller Chemikalien mit dem Titel " The physical Impossibility of Death in the Mind of Someone Living", auf die mit über 8000 Diamanten besetzte Platin-Kopie eines Totenschädels aus dem 18.Jahrhundert "For the Love of God" und auf die präzise in der Mitte aufgeschnittenen Kadaver einer Kuh und ihres Kalbes. "Mother and Child dividet" heißt dieses Werk, dass ursprünglich 1993 entstand aber später erneuert werden mußte, weil sich die Tiere auflösten. Auch die Rauminstallation "In and Out of Love" (Butterfly Paintings and Ashtrays) konnte meistens nur sehen, wer geduldig in einer langen Schlange wartete. Lebendige Schmetterlinge sind der hauptsächliche Bestandteil der Installation und deshalb schützt ein schwerer Plastikvorhang den Extraraum. Zügiger ging es eher an den ersten Arbeiten von Hirst zu, den 8 buntlackierten Bratpfannen, die Stil nach oben und Boden nach vorn an der Wand hängen oder den riesigen pastellfarbenen Punktrastern. Auch zum Studium der 1992 entstandenen "Pharmazie" mit ihren unzähligen Arzneimittelflaschen und Dosen kam man relativ zügig, genau wie zu den rotierenden Bildern.
Ob die Arbeiten von Damien Hirst nun wirklich große Kunst oder eher Kommerz sind, ob hier ein Genie oder eine Art Popstar am Werk ist und ob es subtile Botschaften hinter den vordergründig oberflächlichen Effekten zu entdecken gibt, liegt allein im Auge des Betrachters. Kunsthistoriker und Kritiker diskutieren seit je her kontrovers über Hirst und auch viele Besucher der Tate Modern fühlten sich hin-und her gerissen. Wer sich ein Souvenier von der Hirst-Ausstellung mit nach Hause nehmen wollte, mußte ziemlich tief in die Tasche greifen. Es gab zum Beispiel bunt lackierte Plastikschädel frei nach "The love of God" für 36.800 Pfund und für 700 Pfund eine limitierte Tapetenrolle mit Schmetterlingsmotiv vom Künstler.